Das Thema Gewalt gegen Vollzugsbedienstete und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes ist allgegenwärtig. Unsere Bediensteten werden bespuckt, bepöbelt und tätlich angegriffen, wie in der Vollzugszeitung oft genug berichtet wurde. Schlimm genug, dass über die gegenwärtige Situation in Kampagnen „Gewalt im öffentlichen Dienst“ die Öffentlichkeit sensibilisiert werden musste. Aber wesentlich fataler ist, dass selbst Personalverantwortliche offensichtlich ein falsches Bild von Gewaltentstehung in einer Vollzugsanstalt haben.

Oder wie sind folgende, in den Protokollen des Anstaltsteams veröffentlichte, Aussagen/Fragen zum Thema „Gewaltfreies Klima …. „ zu verstehen?

Protokollauszug der 22. Sitzung des Anstaltsteams:
§5 Abs. 2 HmbUVollzG: „…insbesondere ist auf die Schaffung und die Bewahrung eines gewaltfreien Klimas im Vollzug zu achten.“ Was tun wir dafür?

Wo wird der Boden für ein gewaltfreies Klima bereitet? Zählen kleine Machtdemonstrationen einzelner Bediensteter dazu? Wie wird ihnen entgegengewirkt?

Es hilft nur direktes Ansprechen, durch Vorgesetzte und Kollegen/ Kolleginnen! Wir dürfen uns von provokantem Verhalten nicht zu Machtdemonstrationen hinreißen lassen, Wir haben ohnehin die Macht in der Anstalt, haben es gar nicht nötig, sie darüber hinaus zu demonstrieren. Im Übrigen richtet sich der Gesetzgeber mit der o. g. Vorschrift an uns, nicht an die Gefangenen.
Der Umgang mit den z. T. respektlosen, aggressiven, sich dominant benehmenden Gefangenen mit herausforderndem Verhalten erfordert ein hohes Maß an Professionalität und gutes Augenmaß aller vor Ort Beteiligten. Dies gelingt in den allermeisten Fällen.
Insgesamt ist das Klima durch viele Einzelmaßnahmen (Freizeitgruppen, offene Türen, Telefonie, Auflösung der Sozialstation und damit rückläufige Fallzahlen bei den VAL, insgesamt rückläufige Belegung, Einzelunterbringung, Pensionierungen von Bediensteten der „alten Schule“ …) deutlich entspannter als noch vor zehn Jahren.

Protokollauszug der 21. Sitzung des Anstaltsteams:

offene Diskussion zum Thema gewaltfreies Klima Stichpunkte wie „blaue Welle“(gemeint sind die AVD Kollegen und Dienstkleidungsträger/ Anm. d. V.) vermeiden, vor allem provozierende Äußerungen verkneifen.

Respektlos und erniedrigend werten viele Kollegen diese Aussagen. Solche Äußerungen implizieren, dass die Gewalt von Bediensteten ausgeht, das Provokateure unter den Bediensteten zu suchen sind, dass dienstjunge Kollegen besser auf Provokationen reagieren als dienstältere, dass langjährig diensterfahrene Kolleginnen und Kollegen Gewalt herauf beschwören, nicht für Entspannung sorgen und in einigen Fällen Professionalität fehlt. Ein Widerspruch in sich. Was heißt denn Professionalität in den meisten Fällen? Was bedeutet es, wenn Kollegen „der alten Schule „ pensioniert sind und dies mit einem scheinbar bis dahin nicht gewaltfreien Klima in Zusammenhang gebracht wird. In einem der Gewerkschaft geschilderten Fall wurde ein Kollege tätlich angegriffen und verletzt und musste sich unmittelbar nach dem Angriff von einem Vorgesetzten fragen lassen, ob er denn gegenüber dem Gefangenen den „richtigen Ton“ gewählt hat.
Was sollen solche Äußerungen, vor allem was sollen sie bewirken?
Im Alarmfall oder bei Provokationen durch Gefangene keinen Zusammenhalt demonstrieren? Möglichst nicht in blauer Dienstkleidung und gemeinsam zum Alarm Ort begeben um eine „blaue Welle“ zu vermeiden? Den Gefangenen vorab fragen, in welcher Tonlage er angesprochen werden möchte? Möglichst negative Bescheide verhindern? Bedienstete der „alten Schule“ möglichst nicht im Anstaltsbetrieb auftauchen zu lassen? Gefangene nicht, wie bislang, höflich aber bestimmt gegenüber treten und Anweisungen erteilen, sondern um ein Gespräch bitten und den Ausgang ausdiskutieren?
Komisch nur, dass in 99% der Fälle Stations- Werkdienstkollegen und Abteilungsleiter verbal oder körperlich angegriffen werden und Personen die solche, wie im Protokoll zu lesenden, Fragen stellen, häufig gar nicht im Stationsbetrieb anzutreffen sind. Entscheidungen werden vor Ort erwartet und häufig in Bruchteilen von Sekunden getroffen um Schlimmeres zu verhindern. Kluge Sprüche und vermeintliches Besserwissen kommen immer hinterher und von Personen, die nicht täglich davon betroffen sind. Wer Fragen wie die im Protokoll stellt und sich so äußert, kennt den Strafvollzug nicht von seiner praktischen Seite, denn nur durch das besonnene und geistesgegenwärtige Verhalten unserer Kolleginnen und Kollegen im täglichen Umgang mit den Inhaftierten, hat in der Vergangenheit noch Schlimmeres verhindern können. Und das mit einem derart dezimierten Personalbestand.

Unsere Bediensteten haben mehr Respekt und Anerkennung verdient!
Rene Müller
M. d. Landesleitung LVHS


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