Schein und Sein

In Hamburg laufen gerade die Vorbereitungen für die Bürgerschaftswahl auf Hochtouren, damit verbunden ist eine Plakatierung der Stadt mit Kandidatengesichtern und vor allem

….vielen Sprüchen zu brisanten Themen mit den tollsten Versprechungen.

Parallelen hierzu finden sich im Vollzugsalltag. 

Resozialisierung unter Zuhilfenahme unterschiedlichster Gremien, Verzahnungen mit verschiedenen Trägern und alles politisch hübsch dargestellt in Hochglanzflyern, mit durch und durch positiven Aussagen.

Die Realität ist eine andere.

Die Kolleginnen und Kollegen können die stetig zunehmenden Aufgabenstellungen nicht mehr bewältigen.

Davon betroffen sind alle Arbeitsbereiche, in denen sich die Arbeitsprozesse und Zuständigkeiten  ständig verändern, die Einarbeitung von neuen und auch berufsfremden Kolleginnen und Kollegen neben dem Alltagsgeschäft viel Zeit in Anspruch nimmt und Gelegenheiten für einen fachlichen und auch kollegialen Austausch kaum noch bleiben.

Im Vollzug betrifft diese Arbeitsverdichtung jeden. Die Verwaltung, die Betriebe, die medizinischen Bereiche und die Stationsdienste. 

Immer mehr Aufgaben, umfangreiche Verantwortung, zunehmende Gefährdungssituationen, zunehmende Erkrankungen…. aber nicht mehr Personal, um Zuständigkeitsbereiche zu verkleinern, um damit eine verbesserte Arbeitsgrundlage zu schaffen.

Als Vollzugsabteilungsleitung im Regelvollzug hat man eine Stationsgröße von durchschnittlich 40 bis 50 Plätzen, in der aktuellen Situation sind diese Haftplätze auch belegt. In Urlaubs – und Krankenvertretungen oder auch aufgrund vonvakanten Stellen, erhöht sich die Zuständigkeit gerne mal auf zwei oder phasenweise sogar drei Stationen.

Die Zuständigkeit in allen Arbeitsbereichen bezieht sich aber nicht auf die Plätze sondern auf die Menschen. Menschen, bei denen zunehmend psychische Erkrankungen diagnostiziert werden und bei denen von daher schon ein erhöhter Behandlungsbedarf geboten ist.

In Kombination mit dem eigenen Anspruch an die Arbeit, dem persönlichen Verantwortungs- und Pflichtgefühl und den Aufgabenstellungen, führt allein der tägliche Standard zu einem enormen Druck und Stress.

Verbunden damit die Gefahr, in diesem verantwortlichen Bereich Fehler zu machen. Der Hinweis darauf in Gefährdungs- und Überlastanzeigen führt jedoch auch nicht zu unterstützenden Maßnahmen, in der Regel nicht einmal zu Gesprächen. Eher zu Kritik.

Für viele Arbeitsbereiche keine neuen Themen, bekannte Mechanismen, wissenschaftlich untermauert in diversen Studien und doch führen diese gerade im Vollzugsalltag zu keinen hilfreichen Verbesserungen.

Gesetzliche Fristsetzungen bei vollzuglichen Planungen können teilweise nicht mehr eingehalten, der Alltag häufig nicht mehr strukturiert werden, dafür kommen aber immer neue Aufgaben hinzu.

Losgelöste Arbeitsgruppen denken sich umfangreiche Neuerungen aus, in der Präsentation und für dieAußenwirkung hübsch aufgemacht , die Umsetzung dessen soll dann aber von anderen Berufsgruppen ausgeführt werdenund zwar von denen, die ihr jetziges Pensum schon nicht schaffen können.

Es muss davon ausgegangen werden, dass diese Planer von der Realität keine ausreichende Ahnung haben. Hilfreich wäre es, die Praktiker von Anbeginn an mit einzubeziehen und sich nicht über Reaktionen zu wundern, wenn die Ergebnisse „übergestülpt“ werden sollen.

Auch dieses Thema hat einen langen Bart, von dem sich aber leider keine Weisheit ableiten lässt.

Gute und motivierte Kolleginnen und Kollegen sollen der Behörde erhalten bleiben, man möchte sie an diesen Arbeitsbereich binden,

so wird das nichts!

Silke Westerhoff


 

 

BBBank Wunschkredit lvhs


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